Alltagspraktische, normative und politische Aspekte der Vereinbarkeitsproblematik wurden im Rahmen einer Konzeptwerkstatt von Experten:innen aus Praxis und Wissenschaft beraten. Die Experten:innen waren sich einig, dass es sich für Eltern nicht nur um eine organisatorische, infrastrukturelle und finanzielle Problematik handelt, sondern sie sich im Zuge von Vereinbarkeitsfragen auch stark mit sozialen und beruflichen Normen und entsprechenden Familienwerten konfrontiert sehen.
Leider wird es immer mehr zu einem Privileg, diesen Ansprüchen genügen zu können und darüber hinaus das Familienleben auch kreativ zu gestalten. Immer mehr Eltern ringen nur noch um die soziale und berufliche Anerkennung ihres Familienlebens und sehen, wie sich ihre Sorge darin erschöpft, dass der Familienalltag überhaupt funktioniert. Angesichts dieser schrumpfenden Gestaltungsspielräume von Eltern beziehungsweise der hohen Leistungserwartung an sie wurden in der Werkstatt folgende Aspekte besonders diskutiert: populäre psychosomatische Entwicklungsprämissen und ihre Alltagstauglichkeit – Bildungsinteressen von jungen Paare mit Familienperspektive - pflegende Angehörige als Zielgruppe der Familienbildung – Konzeptzuschnitte für von Armut bedrohte oder betroffene Eltern - Kooperationsentwicklungen mit öffentlichen und privaten Arbeitsgebern.
Übergreifende Fragen der Werkstatt waren unter anderem: Wie können Bildungseinrichtungen die Vereinbarkeitsproblematik konzeptioneller und gezielter aufgreifen? Wie gelingt es, besonders familiäre Kapazitäten von benachteiligter Eltern zu unterstützen? Durch welche institutionellen und programmatischen Entwicklungen ist auch pflegenden Angehörigen ein „Break“, eine Zeit zum Innehalten, Reflektieren und Verständigen zu ermöglichen? Welche Angebote unterstützen Eltern dabei, typische Stressfaktoren und Konflikte besser einzuhegen und das verbreitete Enttäuschung- und Erschöpfungspotential am besten auch abbauen zu können?
Veranstalter: Fachgruppe Familienbezogene Erwachsenenbildung der DEAE
Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Materialien zur Tagung:
Prof'in Christel Althaus:
Familienbildung und Chancengleichheit für alle
Beate Bindereif-Mergel & Birgit Egner-Hofmann:
Mehr als Programmheft? – Entwicklungspotentiale der Familienbildung
Download (Powerpoint mit Video)
Prof. Dr. Thomas Geisen:
Erwerbsarbeit und Care vereinbaren
Dr. Burkhard R. Knipping:
Vereinbarkeitswünsche, -pläne, -fragen von noch nicht schwangeren Paaren
Jakob Odenwald:
Bildung oder Beruf? - eine politische Geschichte der Familie