Evangelisches Bildungshandeln erhebt für sich den Anspruch eine Bildung für alle Menschen zu sein und damit das Ziel von Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Leider ist oft das Gegenteil der Fall und konkretes Bildungshandeln reproduziert Bildungsungerechtigkeit, indem vermeintlich Gebildete weitergebildet werden und die Weiterbildungsbeteiligung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen limitiert ist.
Die Evangelische Fachstelle Grundbildung und Alphabetisierung (GrubA) ist der Ansicht, dass Grundbildung einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten kann. Wie das aber aussehen kann und was die Fachstelle unter Grundbildung versteht, klären wir in der ersten Veranstaltung der Reihe „Bildung für alle?! Grundbildung – ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit“ am 08.11.2023 von 10-11 Uhr in Zusammenarbeit mit der Bundesakademie für Kirche und Diakonie (bakd).
Herzlich eingeladen sind pädagogisch Verantwortliche in Bildungseinrichtungen, aber auch alle, die ein generelles Interesse an dem Themenfeld „Grundbildung“ haben – unabhängig von ihrem Wissensstand über das Thema.
In den nachfolgenden Veranstaltungen dieser Reihe vertiefen wir, was ein Grundbildungsangebot für die Zielgruppe ausmacht, wie eine erfolgreiche Ansprache gegenüber der Zielgruppe aussieht und wie Barrieren bei Weiterbildungsbeteiligungen möglichst gering gehalten werden können.
Alle Veranstaltungen der Reihe sind kostenlos und können unabhängig voneinander via Zoom besucht werden.
Ein breites Publikum erfordert unterschiedliche, passgenaue Angebote, die lebensweltorientiert sowie milieu- und kultursensibel, eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Um sie zu erreichen, muss ich etwas über die Lebenswelt und den lokalen Sozialraum „meiner Zielgruppe“ wissen. Doch wen möchte ich überhaupt erreichen? Welche Ansätze und Methoden gibt es, um Menschen mit Grundbildungsbedarf zu erreichen und was hat das Ganze mit dem „Partizipations-Dilemma“ zu tun? Wie erfahre ich den Bedarf der Zielgruppe? Und wie gestalte ich anschließend das passende Angebot?
Der sozialraumorientierte Ansatz bietet in dieser zweiteiligen Veranstaltung hier ein bewährtes Handlungs- und Fachkonzept, das unmittelbar an Ihren ressourcenorientierten Kompetenzen und Erfahrungen im Themenfeld Grundbildung ansetzen kann. Darüber hinaus möchten wir im zweiten Schritt, ausgehend von Ihren Erfahrungen, exemplarisch ein passgenaues, nutzerorientiertes Angebot aus dem Themenfeld Grundbildung unter Zuhilfenahme einiger Kreativ-Tools gemeinsam entwickeln und dabei das eigene Bildungshandeln reflektieren.
„Alle denken, sie sind die Einzigen, denn niemand spricht darüber.“ Dieses Erfahrungswissen einer ehemals von geringer Literalisierung Betroffenen zeigt die Dimension von Tabuisierung, Scham und fehlender Aufklärungsarbeit. Zielgruppen können besser erreicht werden, wenn Anbieter*innen von Unterstützungsangeboten sich fragen, was es eigentlich bedeutet, wenn man in dieser Situation ist.
Im ersten Teil der Fortbildung lernen Sie aus dem Alltag gering literalisierter Erwachsener aus der Betroffenen-Perspektive, welchen Barrieren sie sich gegenüber sehen und wo sie konkrete Anknüpfungsmöglichkeiten für Unterstützungsangebote sehen.
Im zweiten Teil stellt sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der AlphaDekade geförderte Projekt Neu Start St. Pauli 360 vor. Sie lernen lebensweltliche Zugänge im Sozialraum kennen, die im Projekt seit 2018 genutzt werden, um gering literalisierte Erwachsene besser zu erreichen und die vorhandenen Angebote sichtbar zu machen. Für die Erarbeitung eines eigenen Praxisbeispiels erhalten Sie Impulse für die Netzwerkarbeit mit relevanten Multiplikator*innen und Erläuterungen zum Konzept der „informellen Sensibilisierung“. Im zweiten Modul erfolgt der Transfer vom Praxisbeispiel zur konkreten Handlungspraxis der Teilnehmenden und ein Austausch dazu, wie sich ein Grundbildungsnetzwerk im eigenen sozialräumlichen Kontext entwickeln und verankern lässt.
Die Regelangebote der Erwachsenen- und Familienbildung bieten viele Anknüpfungspunkte für Grundbildung. Wie lassen sich diese identifizieren? Wie können die Regelangebote anschlussfähig für Grundbildung sein? Welche Stolpersteine bestehen und wie können diese aus dem Weg geräumt werden? Ausgehend von Ihren Erfahrungen, möchten wir exemplarisch Regelangebote betrachten, um diese für Grundbildungsinhalte zu öffnen.
Eine Anmeldung ist über die Bundesakademie für Kirche und Diakonie unter https://www.ba-kd.de/ möglich.
Alle Termine finden Sie auch in unserem Flyer.