Die Tagung "Familienleben im Stresstest" widmete sich zwei Fragen: Welche Angebotsformate für Familien mit hohen Vereinbarkeitshürden bewähren sich aktuell? Und wie lassen sich Fragen der Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben in den Angeboten selbst thematisieren?
Ausgehend von den besonders limitierten „Kontakt- und Lernspielräumen“ einkommensschwacher Familien diskutierten Fachkräfte der Familienbildung, wissenschaftliche Experten/innen und die DEAE-Fachgruppe Familienbezogene Erwachsenenbildung, welche Facetten der komplexen Vereinbarkeitsproblematik für die Familienbildung besonders relevant sind und welche konzeptionellen Ansätze sich aktuell anbieten. So wurde unter anderem betont:
- sich bei Angebotsplanungen weniger von groben „Familientypisierungen“ leiten zu lassen, sondern viel stärker sozialräumliche Unterschiede zu berücksichtigen sowie genauer im Blick zu haben, unter welchen Bedingungen und bei welchen einkommensschwachen Familien Bildungsofferten überhaupt eine Chance haben;
- stärker an die sozialräumlichen Zugänge von Hilfs- und Beratungseinrichtungen anzuknüpfen, Kooperationsbeziehung mit ihnen auszubauen und sich in die regionale Sozial- und Bildungsplanung stärker einzubringen;
- dass die konkreten Stressfaktoren, Zumutungen und Selbstansprüche, die bildungsungewohnte Eltern aktuell beschäftigen, zunächst einmal in Erfahrung zu bringen sind – Stichwort „Alltagsexpertise“;
- über diversen Strukturmerkmalen nicht zu vergessen, dass für das Teilnahmeverhalten letztlich das „subjektive Erleben“ der Ansprache und des Angebots den Ausschlag gibt;
- dass die konzeptionelle Arbeit kontinuierlich fortzuschreiben und vor allem für die Eindrücke und Anliegen der interessierten oder teilnehmenden Eltern und Großeltern offen zu halten ist;
- dass intergenerationale Dynamiken und Herausforderungen, wie zu pflegende Angehörige oder die Berufstätigkeit von enkelbetreuenden Großeltern, sich stärker aufgreifen lässt und auch Vereinbarkeitsfragen sich in der Regel nicht auf die Kernfamilien reduzieren lassen;
- dass väterspezifische Vereinbarkeitsansprüche, -sorgen und -strategien in den Einrichtungen zu wenig geläufig sind und entsprechend marginal in der Programmarbeit Berücksichtigung finden;
- oder dass Bildungsformate für Eltern und Großeltern mit hohen Vereinbarkeitshürden zu nicht geringen Anteilen „freie Zeit“ und Gelegenheiten zum informellen Miteinander für die Teilnehmenden bieten sollten.
Die Fachgruppe Familienbezogene Erwachsenenbildung dankt allen Teilnehmenden und Impulsgebenden für ihre engagierten Beiträge.
Wer an vertiefenden kollegialen Beratungen zur Thematik interessiert ist, hat die Möglichkeit, seine Planung, seinen Ansatz oder sein Projekt am 27./28. September 2023 in Frankfurt/Main im Rahmen einer „Konzeptwerkstatt“ einzubringen. Anmeldungen zu dieser Werkstatt können eingereicht werden bei Frau Jönke Hacker unter hacker@comenius.de.
Link zum Tagungsprogramm
Materialien zur Tagung:
Prof. Dr. Christel Althaus: Vereinbarkeitsfragen von einkommensschwachen FamilienProf. Dr. Steve Stiehler: Verdeckte Vereinabarkeitsstrategien von Vätern
Alexandra Baltes: "efa für alle" - Angebotsformate für Familien mit beeinträchtigten Kindern
Susanna Hocher: Auszeit für Mamas
Mareike Bünning: Enkelbetreuung und die Rolle von Großeltern
Mirzeta Haug: Familien selbst gefragt - der Vereinbarkeitsspagat
Ev. Familienbildungsstätte München: Neue Kursformate und Stressfaktoren
Links aus dem Plenum der Tagung: