Familien werden auch in kultureller Hinsicht immer vielfältiger. Eltern mit Zuwanderungsgeschichte kommen aus verschiedenen Ländern und unterscheiden sich nicht nur in ihren Lebenssituationen. Wie viele andere Eltern fragen auch sie nach Unterstützung und Begleitung in Erziehungsfragen und würden gern Bildungsangebote in Anspruch nehmen. Doch Familienbildungseinrichtungen stehen hier noch vor großen Herausforderungen. Es gelingt bislang nur punktuell, Familien mit Migrationshintergrund einzubinden, niedrigschwellige Zugänge selbstverständlich auch diesen Eltern anzubieten und dabei interkulturelle Ansätze zu berücksichtigen.
Mit dem Tagungstitel „Familien in der Migrationsgesellschaft begleiten“ wurde eine besonders für Evangelische Einrichtungen und Verbände anstehende Thematik aufgegriffen. Die Tagung war das Ergebnis einer intensiven Kooperation zwischen lokalen Einrichtungen (Herringen), dem Landesverband der Evangelischen Erwachsenenbildung Nordrhein, dem Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe, dem Elternnetzwerk NRW, dem Institut für Präventive Pädagogik und dem Dachverband für Evangelische Erwachsenenbildung (DEAE/CI). In dieser Konstellation gelang es, für die Eltern- und Familienbildung in NRW hilfreiche fachliche und politische Impulse zu setzen.
Tim Rietzke, Leiter des Geschäftsfeldes Familie und junge Menschen vom Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe
Veronika Fischer, Professorin an der Hochschule Düsseldorf, erläuterte in ihrem Vortrag das Konzept einer „diversitätsbewußte Familienbildung“.
Eine diversitätsbewußte Familienbildung steht für Anerkennung, Antidiskriminierung, Teilhabe und Empowerment. Einrichtungen können am besten präventiv wirksam werden, indem sie die Eltern mit Gesprächs- und Begegnungsangeboten gewinnen und Fachkräfte entsprechend weiterbilden. Das Bundesprogramm „Elternchance – Familien früh für Bildung gewinnen“ ist dafür eine bewährte Option, denn es bietet die Möglichkeit, die
Prof. Dr. Veronika Fischer, Hochschule Düsseldorf
dialogische Zusammenarbeit mit Eltern zu professionalisieren. Ursula d’Almeida-Deupmann, Dozentin Elternchance II, gab diesbezüglich praktische Einblicke in die Weiterbildung und dem leitenden dialogischen Ansatz. Insgesamt lässt sich die Weiterbildung gut mit anderen Ansätzen verbinden, wie am Projekt „Join“ exemplarisch deutlich wurde.
In fünf Workshops bekamen die Teilnehmenden dann Gelegenheit, vielfältige Praxisansätze und Beispiele kennenzulernen und miteinander in Austausch zu kommen. So etwa zeigten Projekte von Elternbegleitern/innen auf, wie über Netzwerke und Kooperationen mehr selbstverständliche Teilhabe von Eltern mit Migrationshintergrund erreichten werden kann. Insgesamt waren folgende Workshops im Angebot:
- Miteinander statt Nebeneinander - Familien mit Fluchterfahrung begleiten
Heike Knüfer und Nicole Bleyer, Evang. Kindertageseinrichtung Arche-Noah, Herringen - Teilhabe heißt Teilnehmen!
Empowerment von Eltern mit Zuwanderungsgeschichte und Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Peter Ivankovic, Elternnetzwerk NRW - Interkulturelle Öffnung von Einrichtungen
Prof. Dr. Veronika Fischer - Einblicke in dialogisches Arbeiten
Ursula d’Almeida-Deupmann, Dozentin Elternchance II - Willkommen in der Familienbildung
Konzepte niedrigschwelliger Elternbildung
Bernd Brixius, Prepaed, Institut für präventive Pädagogik
Neben vielen konkreten Anregungen, wie es Einrichtungen gelingen kann, sich langfristig interkulturell zu öffnen, kamen die Teilnehmenden in den Workshops dann auch ins Gespräch über ihre Erfahrungen mit hartnäckigen Stolpersteinen und migrationsspezifischen Kommunikationshürden.. Dem Fachtag ist es gelungen, die Bildungsarbeit mit den Eltern in den Mittelpunkt zu stellen und konkrete Hinweise zu geben, wie Bildungseinrichtungen und Bildungsangebote in NRW für Familien mit Migrationshintergrund attraktiver werden können.