Am 23. Sept. 2016 fand in Stuttgart der Impulstag "Migration und Alter" statt. Die Veranstaltung war eine Gemeinschaftsaktion von
- der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung in Baden und in Württemberg,
- dem Amt für Gemeindedienst der bayerischen Landeskirche, sowie
- der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung - DEAE (dort die Fachgruppe "Bildung im Alter")
Oberkirchenrat Werner Baur erinnerte auf der Tagung an die „unzerbrüchliche Würde“ jedes Menschen vor Gott. Daraus ergeben sich ethische Leitlinien, die die Gesellschaft nicht vergessen darf. Angesichts der demografischen Herausforderungen warb für ein stärkeres Engagement von Christen: „Wo es um Menschen und das Leben geht, darf die Kirche nicht fehlen.“ Er würdigte die Tagung als ein Impuls, der über Landeskirchengrenzen hinweg Multiplikatoren und Verantwortliche aus der Altenbildung und -arbeit erreicht.
Ein paar Schlaglichter auf den Impulstag „Migration und Alter“ am 23. September 2016 in Stuttgart:
Ältere Menschen mit Migrationshintergrund gehören zu einer Bevölkerungsgruppe, die bisher nicht sonderlich im Fokus stand, obwohl sie künftig stetig anwachsen wird. Kirchlicherseits gab es vor allem viele Projekte für die Arbeit mit Spätaussieldern. Erst in letzter Zeit gibt es vermehrt Forschungsergebnisse, die sich mit den Lebenslagen und Anliegen von älteren Migrantinnen und Migranten intensiver auseinandersetzen. Insgesamt aber kommen ältere Generationen vor allem durch ihre „Pflegebedürftigkeit“ in den Blick. Mit den Tagungsschwerpunkten am 23. September konnte nun ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass es eben nicht nur um „Pflege“ gehen kann, sondern auch um das Zusammenleben mit älteren Migranten/innen, um gemeinsame oder besondere Bildungsinteressen und entsprechende Angebote und Initiativen.
Beim Thema „Migration und Alter“ sind demografische und soziale Veränderungen in unserer Gesellschaft gleichermaßen relevant: Wie gestalten wir eine Gesellschaft mit, die immer älter und kulturell gesehen immer bunter wird? Kirchengemeinden und Bildungswerke, etwa solche in kulturell bunt gemischten Stadtteilen, stehen vor der Aufgabe, ein gutes Miteinander der Menschen vor Ort zu fördern. Die Evangelische Erwachsenenbildung hat dabei insbesondere diejenigen Menschen im Blick, die nicht so selbstverständlich Zugang zu Bildungsangeboten und sozialen Netzwerken haben. Ältere Migrantinnen und Migranten sind vergleichsweise schlechter gestellt als ältere Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind. Das gilt bezüglich ihres Gesundheitszustandes, ihrer finanziellen Ressourcen und ihres Zugangs zu öffentlichen Angeboten, etwa Bildung oder Beratung. Auch die familiären Strukturen, die früher oftmals intakter waren als in deutschen Familien, sind nicht mehr so verlässlich. Und dann stellt sich im Alter zugespitzt die Frage: „Wo bleibe ich, wenn ich zu alt bin, hin- und herzureisen? Die Kontakte hier und da zu pflegen?“ Menschen in diesen Fragen zu begleiten, ist wichtige Herausforderung für die kirchliche Arbeit vor Ort.
Der Tagung gelang es, die Belange älterer Menschen mit Migrationshintergrund in facettenreich und mit vielen Gesprächsformaten in den Mittelpunkt zu rücken. Experten und Expertinnen aus drei Landeskirchen wurde erstmals ein Forum geboten, um sich kennen zu lernen und über ihre Praxis mit älteren Migranten und Migrantinnen ins Gespräch zu kommen. Dies war für die kirchliche Bildungsarbeit, jedenfalls in Süddeutschland, eine Premiere – eine Premiere mit positiver Resonanz von allen Seiten. Kirche ist kompetent fürs Alter, erst recht für ein buntes Alter! Insgesamt müssen ältere Menschen viel mehr in ihren Ressourcen und Stärken wahrgenommen werden. Die kirchliche Bildungsarbeit tut gut daran, sie nicht nur als Konsumenten kirchlicher Hilfsangebote zu sehen, sondern vielmehr als aktive Gestalter ihres eigenen Lebens und ihrer Umgebung. Hierfür Möglichkeiten zu schaffen, alten Menschen zu sagen: Ihr werdet gebraucht! Bringt Euch ein mit Euren Erfahrungen, Ideen, Wünschen! Das stärkt den einzelnen und ist eine Brücke zwischen Menschen. Wenn das dann auf eine kultursensible Weise geschieht, wie bei diesem Impulstag, umso besser.