Matthias Spenn
"Bei jeder finanziellen Unterstützung durch die EKD muss die Frage überzeugend beantwortet werden können, ob es für die Zukunft des Protestantismus von herausragender Bedeutung sei, diese Aufgabe fortzusetzen. Was würde der evangelischen Kirche fehlen, wenn es diese Aufgabe nicht mehr gäbe?" (Sechs Grundsätze einer mittelfristigen Finanzpolitik des Rates. Beschluss des Rates der EKD vom 2.7.2005)
Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Comenius-Institut haben sich mit der Bedeutung der Arbeit des Instituts für die Zukunft des Protestantismus befasst. Antriebsmoment ist die Prioritätendiskussion über zentrale kirchliche Handlungsfelder. Die erarbeiteten Leitperspektiven leisten einen Beitrag zum Diskurs über die Zukunft des Protestantismus und die evangelische Bildungsverantwortung. Sie sollen der Verständigung und Vergewisserung im Blick auf die Aufgaben des Comenius-Instituts sowie als Referenzrahmen für Entscheidungsprozesse bezüglich Forschungsvorhaben und Entwicklungsprojekte dienen.
Der Begriff "Protestantismus" geht auf die Reformation zurück (Protestation von Speyer 1529). Die Bezeichnung "Protestantes" wurde zunächst von den Gegnern der "evangelischen Bewegung" verwendet. Später wurde der Begriff zur Eigenbezeichnung, um sich gegenüber dem römisch-katholischen Kirchentum zu profilieren, und zum Oberbegriff für die verschiedenen reformatorischen Konfessionen. Im 18. und 19. Jahrhundert diente er zunehmend der evangelischen Standortbestimmung in der Moderne ("Kulturprotestantismus"), geriet allerdings in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der deutschen, von Karl Barth geprägten Theologie in den Hintergrund. Gegenwärtig wird er vor allem aus dem Bedarf nach Profilschärfung evangelischen Christentums in der pluralen Gesellschaft verwendet.
Aus dem Verhältnis von Protestantismus und Bildung lassen sich Handlungsmuster und Prinzipien für Gegenwartsfragen fruchtbar machen:
Das Comenius-Institut hat die Aufgabe, evangelische Bildungsverantwortung zu klären, Diskurse interdisziplinär zu initiieren, Akteure im Bildungsbereich zu beraten und zu vernetzen und Grundlagen für den Dialog zwischen ihnen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund gewinnen das Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit, die Bedeutung von Religion als Dimension allgemeiner Bildung und die Stärkung der Selbstwirksamkeit aller an Bildungsprozessen Beteiligten ein besonderes Gewicht.
Matthias Spenn
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