„Alle denken, sie sind die Einzigen, denn niemand spricht darüber.“ Dieses Erfahrungswissen einer ehemals von geringer Literalisierung Betroffenen zeigt die Dimension von Tabuisierung, Scham und fehlender Aufklärungsarbeit. Zielgruppen können besser erreicht werden, wenn Anbieter:innen von Unterstützungsangeboten sich fragen, was es eigentlich bedeutet, wenn man in dieser Situation ist.
Im ersten Teil der Fortbildung lernen Sie aus dem Alltag gering literalisierter Erwachsener aus der Betroffenen-Perspektive, welchen Barrieren sie sich gegenüber sehen und wo sie konkrete Anknüpfungsmöglichkeiten für Unterstützungsangebote sehen.
Im zweiten Teil stellt sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der AlphaDekade geförderte Projekt Neu Start St. Pauli 360 vor. Sie lernen lebensweltliche Zugänge im Sozialraum kennen, die im Projekt seit 2018 genutzt werden, um gering literalisierte Erwachsene besser zu erreichen und die vorhandenen Angebote sichtbar zu machen. Für die Erarbeitung eines eigenen Praxisbeispiels erhalten Sie Impulse für die Netzwerkarbeit mit relevanten Multiplikator:innen und Erläuterungen zum Konzept der „informellen Sensibilisierung“. Im zweiten Modul erfolgt der Transfer vom Praxisbeispiel zur konkreten Handlungspraxis der Teilnehmenden und ein Austausch dazu, wie sich ein Grundbildungsnetzwerk im eigenen sozialräumlichen Kontext entwickeln und verankern lässt.
Die Veranstaltung ist Teil einer Fortbildungsreihe „Bildung für alle?!“ zum Thema Grundbildung, die von der Evangelischen Fachstelle Grundbildung und Alphabetisierung (GrubA) und der Bundesakademie für Kirche und Diakonie gemeinsam entwickelt und durchgeführt wird. Weitere Themen und Termine finde Sie hier: www.grundbildung-evangelisch.de.
Die Veranstaltungsreihe wird im Rahmen des Projekts GrubA (Förderkennzeichen 2101ALWT) und der „Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016 – 2026“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Schwerpunkte
- Arbeit des Alfa Selbsthilfe Dachverbands e.V. und Möglichkeiten der Zusammenarbeit
- Vorurteile und Ausschlussmechanismen
- Lebensrealitäten von Betroffenen
- Vorstellung kreativer Zugänge zur Netzwerkarbeit im Sozialraum
- Darstellung verschiedener Formate zur Sensibilisierung von Schlüsselpersonen
Ergebnisse
Sie
- haben Ihre Unterstützungsarbeit und -angebote professionell unter Einbezug der Betroffenen-Perspektive erweitert
- haben Einblick in Lebensrealitäten aus der Betroffenen-Perspektive bekommen und können Ihre Ansprache darauf abstimmen
- kennen verschiedene Instrumente der Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit, die zur Ansprache im Grundbildungskontext eingesetzt werden können
- reflektieren die eigene Handlungspraxis in Bezug auf die Zielgruppe gering literalisierter Erwachsener und relevante Multiplikator*innen
- können die Impulse nutzen, um ihre Einrichtung grundbildungssensibler aufzustellen
Methoden
- thematischer Input mit Praxisbeispielen
- Kollegialer Austausch
- Anwendungsübung zum Praxistransfer
- Wahlweise Einzel- oder Gruppenarbeit
- Plenumsgespräch
Termine
06. und 20. März 2024, jeweils 10.00-12.00 Uhr
Bitte planen Sie 4 Stunden für Anwendungsübung zwischen den Modulen ein.
Kursleitung:
Marcel Marius Redder, Dipl.-Pädagoge (Erwachsenenbildung), Projektkoordinator Netzwerk & Öffentlichkeitsarbeit bei Neu Start St. Pauli 360°, Hamburg.
Kerstin Goldenstein, Alfa Selbsthilfe Dachverband e.V., Ludwigshafen am Rhein.
Eine Anmeldung ist über die Bundesakademie für Kirche und Diakonie unter https://www.ba-kd.de/programm/bildung-fuer-alle-die-betroffenen-perspektive-und-das-netzwerk-im-sozialraum-staerken-2024-03/ möglich.
Eine Übersicht mit allen Terminen finden Sie hier.